Schwäbische Zeitung vom 21. November 2006 zum Konzert am 19. November
Ravensburg – Das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg hat am Sonntagabend im Konzerthaus das Publikum wieder einmal in den Bann geschlagen. Was die Jugendlichen zu leisten vermögen, begeisterte selbst ihren neuen Leiter, Musikdirektor Harald Hepner, der sich nach der Aufführung bei seinem Ensemble und den Lehrern bedankte.
Harald Hepner kann an die verdienstvolle Aufbauarbeit anknüpfen, die Lutz Eistert über Jahrzehnte erbracht hat. Doch Hepner musiziert anders als sein Vorgänger, so dass sich das Orchester zunächst einmal an den Nachfolger gewöhnen musste. Die Umstellung auf den neuen Chef ist geglückt, das Jugendsinfonieorchester spielte vital wie immer. Das ist umso erstaunlicher, als Ende des letzten Schuljahrs viele altgediente Musiker ausgeschieden sind. Kontinuität über viele Jahre aufrechtzuerhalten ist das pädagogische Gütesiegel des Orchesters. Hier können Jugendliche Musik von bester Qualität gemeinsam erarbeiten.
Auf dem Programm standen deshalb Werke großer Komponisten, für Berufsorchester komponiert, der Schwierigkeitsgrad hoch. Dass Jugendliche, die hauptberuflich die Schulbank drücken, diese Werke fast in professioneller Qualität ablieferten, ist bewundernswert. Freilich gibt es falsche Töne, manche Intonationstrübungen, doch tut dies der brillanten Gesamtleistung keinen Abbruch. Auch Profis »schwächeln« hin und wieder.
Zunächst also die »Akademische Festouvertüre« von Johannes Brahms. Der Gesamtklang des Orchesters ist ausgewogen, wenn auch die Violinen etwas unterbesetzt sind. Hohe Lagen klingen deshalb etwas flach, doch beim »Gaudeamus igitur« entfaltete das Orchester voluminöse Pracht.
Im Konzert für Horn und Orchester op. 11 in Es-Dur von Richard Strauss übernahm David Föll das Solo. Die »Dialoge« mit den Orchesterstimmen, z. B. dem Violoncello, gelangen mustergültig, das Zusammenspiel war präzise und vor allem der zweite Satz gestaltete David Föll souverän. Der Ton auf seinem Instrument ist ausgewogen, das Forte besonders schön.
Ganz innig gestalteten die Holzbläser in der »Peer Gynt Suite« von Edvard Grieg die »Morgenstimmung«, samtener Streicherklang ließ bei »Åses Tod« aufhorchen, duftig leicht in schönem Pianissimo erklang »Anitras Tanz«, und hübsch kullernd kam das Fagott »In der Halle des Bergkönigs« daher. Accelerandi übernimmt das Sinfonieorchester mühelos.
Zum Abschluss erklang die »Reformationssinfonie« von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die mittleren Sätze zeichneten sich durch schön ausgearbeitete, dynamische Melodieführung und tiefe Empfindung aus. Im vierten Satz gelingen die Fugen noch zu wenig durchsichtig, doch die Holzbläser haben den Choral feierlich angestimmt. Als Zugabe erklang nochmals »Gaudeamus igitur«, da Hepner erläuterte, ein Konzert sei erst gelungen, wenn man sich wenigstens einmal vor Vergnügen auf die Schenkel geklopft habe. Spätestens jetzt war das der Fall.