Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 18. April 2005 zum Konzert am 16. April

Ehemaligenkonzert

Der Stolz der Schule zeigt keine Allüren

Ravensburg (sz) – Am Samstag hat sich für Musikschuldirektor Lutz Eistert ein Traum erfüllt: Vier erfolgreiche ehemalige Schüler musizierten zusammen mit dem Jugendsinfonieorchester im Ravensburger Musentempel. Alles glückte bei dieser neuen Konzertreihe: das Haus ausgebucht, die Solisten virtuos, das Orchester grandios, der Beifall frenetisch.

Von unserem Mitarbeiter Ulrich Höflacher

Lutz Eistert war sichtlich stolz auf seine ehemaligen und jetzigen Schüler, was als Lob für alle Instrumentallehrer an der Musikschule gewertet werden darf. Zu Konzertbeginn hob Eistert die angenehme Zusammenarbeit mit seinen »Ehemaligen« hervor, die als Berufsmusiker ohne Starallüren mit den Jugendlichen probten. Berufsbedingt waren die Proben kurz und deshalb ist es erstaunlich, wie homogen das gemeinsame Musizieren mit dem Jugendsinfonieorchester gelang. Sicher erinnerten sich manche Zuhörer an alte Zeiten, als die jetzigen Profis ihre ersten musikalischen Erfahrungen an den Pulten »ihres« Jugendsinfonieorchesters gemacht hatten. Wohl keine schlechten, sonst hätten sie nicht den Weg des Berufsmusikers eingeschlagen.

Besondere Auszeichnung

Für das erste »Ehemaligenkonzert« konnten Barbara Vogler (Horn), Klaus-Peter Werani (Viola), Susanne Heilig (Klarinette) und Benjamin Grütter (Violoncello) gewonnen werden. Bei der heutigen Konkurrenz eine Anstellung bei einem Orchester erlangen zu können, ist eine besondere Auszeichnung. Das Spiel des »Solistenquartetts« war selbstverständlich professionell, doch prägen Instrument und Persönlichkeit beim Auftreten das Musizieren entscheidend.

Auf dem Zuhörer schonenden Programm standen ausschließlich Werke aus Klassik und Romantik. Zu Beginn Mozarts Ouvertüre zu »Die Hochzeit des Figaro« in feurigem Tempo. Wie immer sind die Tempi von Eistert musikantisch und überzeugend. Das Orchester bewältigte die schnellen Anfangsläufe mühelos, das Zusammenspiel war hervorragend. Dann aus Mozarts Hornkonzert in Es-Dur (KV 447) die Sätze »Allegro« und »Romanze« mit Barbara Vogler als Solistin. Ihr Ton auf dem Horn sehr variabel, mit samtener Tiefe, die Höhe lupenrein. Das Orchester begleitete nicht nur, sondern musizierte als Partner selbstbewusst.

Wunderbares Instrument

Aus dem Viola-Konzert in D-Dur von Franz Anton Hoffmeister waren von Klaus-Peter Werani das »Allegro« zu hören. Hoffmeister war Verleger von Mozarts Werken und vielschreibender Komponist. In seinem hochvirtuosen Stück konnte Werani sein wunderbares Instrument in der Kadenz mit allen technischen Raffinessen zeigen. Um eine fiktive Suite zu komplettieren, spielte Susanne Heilig aus Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur das »Adagio« ausdrucksstark und innig, das »Rondo« keck und technisch brillant.

Zu besonderen Beifallsstürmen riss das Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll von Camille Saint-Saëns das Publikum hin. Benjamin Grütter ließ sein Violoncello bezaubernd singen, das Sinfonieorchester wurde durch Eisterts fulminanten Ganzkörpereinsatz zu einem Gipfelpunkt geführt. Die vertrackte Komposition wurde zur erlösenden Nagelprobe. Zum bravourösen Abschluss spielten die »Ehemaligen« ganz unprätentiös mit den »Jetzigen« die Ouvertüre zur Oper »Die verkaufte Braut« von Smetana. Warum die Zuhörer durch penetranten Beifall die letzten Takte der Ouvertüre zur Wiederholung erzwangen, tat weder den Musikern, dem Werk noch dem feinen Geschmack gut.


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