Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 1. März 2005 zum Konzert am 26. Februar 2005

Konzerthaus

Jugendsinfonieorchester überzeugt mit hohem Niveau

Ravensburg – Dass das Jugendsinfonieorchester der Ravensburger Musikschule ein Ensemble mit Niveau und Anspruch ist, wurde am vergangenen Samstag wieder einmal deutlich hörbar.

Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp

Im vollbesetzten Konzerthaus boten die jungen Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Musikdirektor Lutz Eistert einen bemerkenswerten Konzertabend, der von der ebenso soliden wie engagierten Arbeit an der hiesigen Musikschule zeugt.

Denn was zeichnet eine sehr gute Musikschule aus? Natürlich werden hier begabte Schüler gefordert und gefördert. Und darüber hinaus wird die Erziehungsarbeit auch gleich noch auf Teile des Publikums ausgeweitet, das quasi kostenlos und auf reiner Spendenbasis durch den Konzertbesuch lernt, dass die Pausen innerhalb der klassischen Satzfolge einer Gesamtkomposition nicht unbedingt durch unaufhaltsam begeisterten Applaus zu füllen sind. Dies gilt vor allen Dingen dann, wenn der Komponist selbst ein klangliches Ineinanderfließen der einzelnen Sätze vorschreibt, wie Robert Schumann in seiner vierten Symphonie.

Hier erklingt gewissermaßen pausenlose Romantik, und der Zuhörer erlebt ein dem Zeitgeist der Entstehung entsprechendes Klangkolorit – gemessen am Schwierigkeitsgrad der Komposition eine beachtliche Gesamtleistung des Jugendsinfonieorchesters, das selbst die nicht immer unproblematischen Tempoübergänge zu meistern weiß. Entscheidend verantwortlich für die romantische Klangfülle ist dabei immer wieder der in sich geschlossene Bläserapparat, harmonisch ergänzt durch die vom ersten Pult der Violinen ausgehende Homogenität der Streicher. Mit angemessener Agogik und Dynamik gelingt es den jungen Musikern so, die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Sätze markant und kontrastreich herauszuarbeiten.

Talent und Zurückhaltung

Dass sich außergewöhnliches Talent und bescheidene Zurückhaltung erfreulicherweise nicht gegenseitig ausschließen müssen, demonstriert die an der Ravensburger Musikschule ausgebildete Oboistin Katrin Stüble im vorklassischen Konzert für Oboe und Orchester F-Dur von Franz Krommer. Überzeugende Technik und einfühlsame Musikalität kennzeichnen die bemerkenswert ausgereifte Vortragsweise der jungen Ravensburgerin, die bereits als Solooboistin im Bundesjugendorchester spielt. Dabei überzeugen die virtuosen Läufe in den Ecksätzen ebenso wie die sensible und intonationssichere Tonentwicklung in der Romanze, die in ihrer cantablen Innigkeit zu einem entrückenden Hörerlebnis wird.

Die an der Musikschule geleistete intensive musische Erziehungsarbeit im Dienste der Bildung junger Menschen spiegelt sich schließlich auch in der Ouvertüre zur »Verkauften Braut« von Friedrich Smetana wieder. Das Jugendsinfonieorchester musiziert mit Elan und begeisternder Spielfreude, dank des fordernden Dirigats von Lutz Eistert gelingen präzise Themeneinsätze und Motivgestaltungen, vor allem dann, wenn wie im Falle der Oboe durch eine einfühlsam-verinnerlichte Musizierweise ein harmonischer Gesamtklang entsteht.

Man darf sich also bereits heute auf die szenische Aufführung der gesamten Smetana-Oper im Herbst freuen.


Copyright © 2005 Schwäbischer Verlag, Leutkirch. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung. Letzte Änderung: 12. März 2005, Lars Trebing.