Schwäbische Zeitung vom 17. Juni 2004 zum Konzert im Juni 2004
Wieder einmal gab Lutz Eistert einen musikalischen Rechenschaftsbericht von der erfolgreichen Arbeit mit dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg. Aufgeführt wurden Werke von Rossini, Max Bruch und George Bizet im Konzerthaus.
Mit der Ouvertüre zur »Semiramis« von Gioacchino Rossini setzte Lutz Eistert die Interpretationslatte recht hoch an, gelten die Streicherpassagen Rossinis doch als äußerst heikel. Doch bei dieser mit dramatischen Spannungseffekten ausgestatteten Ouvertüre mit vielen Opernzitaten bestach zunächst einmal der anspruchsvolle, sauber geblasene Hornsatz, wie er selbst einem Erwachsenenorchester zur Ehre gereichen würde. Gewandt von den Holzblasinstrumenten aufgenommen und von den Violinen klar kontrapunktisch umspielt, ist dieser wirklich gelungene Eröffnungsteil identisch mit der Semiramis-Huldigung. Darauf steigerte der umsichtig leitende Dirigent bei prägnanten Akkordschlägen und fülligen Tutti zu beeindruckend opernhafter Klangwirkung. Da gefiel die schöne melodische wie einheitliche Stimmführung der Streicher ebenso wie die farbigen Bläsereinsätze und sicheren Paukeneinwürfe, was den Prunk des antiken Orients der Oper erahnen ließ.
Wohlplatziert in die Mitte des Programms konnte Tabea Schmid in der Romanze für Viola und Orchester in F-Dur, op. 85 von Max Bruch einmal mit kultiviertem wie samtenem und sicherem Spiel überzeugen. Musikantisch spannte sie die melodischen Bögen, wenn man sich auch da und dort noch eine Intensivierung der Dynamik gewünscht hätte, Besonders schön gelang der konzentriert wirkenden Solistin der harmonische Dialog zur ersten Klarinette wie auch mit dem einfühlsam begleitenden Orchester.
Steigerung nach der Pause
Eine Steigerung orchestraler Bravour und kultivierten Musizierens zeigte sich nach der Pause bei der Symphonie Nr. 1 in C-Dur, einem Geniestreich des 17-jährigen Musikstudenten Georges Bizet am Pariser Konservatorium. Mehr klassisch ist der erste Satz, der noch an Haydn und Mozart denken lässt. Kraftvoll und prägnant war das markante erste Thema intoniert, kontrastiert von lyrischen Holzbläserpassagen und schwerelosen Melodien der Geigen. Plastisch stellte Eistert die Stimmgruppen in der Durchführung einander gegenüber.
Als kleines Wunder wird das Adagio in a-Moll angesehen, dessen Thema einen stark spanischen Einschlag hat. Sehr musikantisch wie makellos im Ton blies die erste Oboistin die orientalisierende Melodie. Die Violinen übernahmen das zweite Thema in geschlossener Stimmführung und steigerten den Satz zu ansprechender Wirkung.