Schwäbische Zeitung vom 30. Dezember 2003 zu den Zigeunerbaron-Aufführungen im Januar 2004
Ravensburg – Melodienfreudigkeit und Walzerseligkeit begleiten das Theaterpublikum ins neue Jahr: Aus Anlaß ihres 20. Jubiläums bietet die Musikschule Ravensburg zwischen dem 3. und dem 10. Januar die 1885 vom Großmeister des Wiener Walzers nach einer Novelle des ungarischen Schriftstellers Maurus Jokai komponierte Operette »Der Zigeunerbaron«, die sich seit ihrer Uraufführung großer Beliebtheit erfreut.
Von unserem Mitarbeiter Markus Glonnegger
Über hundert Mitwirkende unter der Gesamtleitung von Musikdirektor Lutz Eistert und Regisseur Kuno Falk setzen das Werk ins Szene, das nächst der »Fledermaus« der größte Bühnenerfolg von Johann Strauß wurde. Premiere ist im Konzerthaus bereits am kommenden Samstag (19 Uhr). Es sind noch Karten erhältlich.
Für die elfte Opern-Produktion der Musikschule hat sich Lutz Eistert etwas Neues einfallen lassen: Der Chor des Nordharzer Stadtbund-Theaters Halberstadt verstärkt Solisten und Solistinnen. »Da der ›Zigeunerbaron‹ zu den schwierigsten Stücken der Opern- und Operettenliteratur zählt, haben wir uns dazu entschlossen, einen professionellen Chor zu verpflichten, da er auch von Anfang bis Ende pausenlos etwas zu singen hat«, sagt Eistert.
Daneben stehen bewährte Kräfte auf der Bühne, darunter die Mezzosopranistin Maria Sandel (Halle) in der Rolle der gewitzten Wahrsagerin Czipra, Ulf Gloede als Barinkay, Astrid Maria Lazar als Saffi und Lothar Riemann als Kommissär Carnero. Erstmals bei einer Opernproduktion der Musikschule zu sehen ist in der Rolle des Schweinezüchters Czupan Norbert Nagel, als Graf Homonay erscheint Fred Bonitz. Besonderer Aufmerksamkeit beim Publikum dürfte sich die Ravensburgerin Evelyn Schlude, ehemalige Schülerin der Musikschule, in der Rolle der hübschen und hochmütigen Arsena erfreuen.
Die aufwendige Produktion des Stückes, das zwischen Operette und komischer Oper schwankt, ist nur dank einiger Sponsoren möglich. Hauptsponsor ist die Stadt Ravensburg, die das Konzerthaus kostenlos zur Verfügung stellt, und wie schon seit 1990 tritt erneut die Weingartener Firma Coperion (vormals Maschinenfabrik Waeschle) mit immerhin 13 000 Euro als Mäzen der Opernproduktionen der Ravensburger Musikschule auf.
Vor besondere Herausforderungen sahen sich auch die Bühnentechniker des Konzerthauses unter der Leitung von Toni Pfuhl und Claus Rathgeb gestellt. Das Bühnenbild, an dem seit April gearbeitet wurde, wurde im Rutenfesthaus erstellt und gemalt und erfordert beim Umbau während der Pausen den Einsatz von zehn Mitarbeitern.
Für die Inszenierung des Werkes, das dem musikliebenden Volk der ungarischen Zigeuner ein romantisches Denkmal auf höchstem musikalischen Niveau gesetzt und damit das Genre der ungarischen Operette begründet hat, probten die Künstlerinnen und Künstler bereits im vergangenen Herbst eine Woche lang in der ungarischen Stadt Gyöngyös, so daß es während der vergangenen Probetage im Konzerthaus nur noch um den »Feinschliff« und um die Anpassung an die Gegebenheiten des Ravensburger Musentempels ging. Der hat es dem erstmals in Ravensburg auftretenden Norbert Nagel (in der Rolle des gerissenen Schweinefürsten Czupan) besonders angetan: »Das ist ein wunderbares Haus, das würde man hier gar nicht vermuten!«
»Wer mit Schwung, Charme und Romantik ins neue Jahr gehen will, sollte sich noch rasch die letzten Karten besorgen«, sagt Musikdirektor Lutz Eistert. Nicht nur für Liebhaber der Strauß-Klassiker wie »Borstenvieh und Schweinespeck«, des stimmungsvollen Duetts »Wer uns getraut?«, des Schatzwalzers »Ha, seht, es blinkt, es winkt, es klingt!« oder des Welthits »Ja, das Schreiben und das Lesen, ist nie mein Fach gewesen« bietet die Musikschule Ravensburg mit ihrer bereits elften Produktion einen heiteren Einstieg ins neue Jahr.
Karten sind noch erhältlich bei der Tourist-Info im Weingartener Hof. Aufführungstermine: Samstag, 3. Januar, 19 Uhr Premiere; Sonntag, 4. Januar, 17 Uhr; Montag, 5. Januar, 19 Uhr; Dienstag, 6. Januar, 17 Uhr; Freitag, 9. Januar, 19 Uhr; Samstag, 10. Januar, 19 Uhr.