Schwäbische Zeitung vom 12. April 2003 zum Konzert im April 2003
Jugendsinfonieorchester der Musikschule
Ravensburg – Kaum von der Konzertreise nach Kroatien zurückgekehrt, bot das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg seinem treuen Publikum im Konzerthaus ein abwechslungsreiches Programm, bei dem auch wieder einmal mehr junge Talente ihr Können unter Beweis stellen konnten.
Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp
Jede Zeit kennt ihre Mäzene, und gerade heutzutage werden Sponsoren immer wichtiger, um das kulturelle Leben auf einem guten Niveau halten zu können. So war denn das jüngste Konzert des Jugendsinfonieorchesters Manfred Lenz gewidmet, der die nunmehr schon 13 Jahre währende Unterstützung der Ravensburger Musikschule durch die Firma Waeschle initiierte und dadurch u. a. sieben äußerst erfolgreiche Opernproduktionen ermöglichte.
Dass auch die neue Geschäftsleitung diese gute Tradition fortsetzt, stimmt Musikdirektor Lutz Eistert augenscheinlich mehr als positiv, schließlich sind die ersten finanziellen Speckschwarten für den »Zigeunerbaron«, der Anfang kommenden Jahres über die Konzerthausbühne gehen soll, bereits eingegangen.
Gewissermaßen als einen Vorgeschmack auf diese nächste Opernproduktion bot das tubaverstärkte Jugendsinfonieorchester eingangs die Ouvertüre zum »Zigeunerbaron« von Johann Strauß (1825–1899), in der das rhythmische wie klangliche Kolorit der Wiener Walzermusik immer wieder deutlich fassbar wird. Die nicht immer ganz einfach gesetzten instrumentalen Einwürfe sowie ein Pizzicato im feinfühligen Dialog mit verschiedenen Instrumentengruppen ergeben gemeinsam mit der begeisterten Musizierfreude aller Orchestermusiker einen pulsierenden Auftakt einer Programmfolge, bei der Lutz Eistert seine Schützlinge gleichermaßen fördert wie fordert.
Gerade mit Franz Schuberts (1797–1828) vierter Symphonie in c-moll führt Eistert die jungen Musikerinnen und Musiker mitunter an musikalische Grenzerfahrungen heran, gehört Schuberts Komposition doch zweifellos zu den anspruchsvollen Werken des romantischen Orchesterrepertoires. Umso beachtlicher, wie das Ensemble mit seiner harmonischen Klangfülle immer wieder Tempowechsel und thematische Akzentuierungen meistert und damit auch das dynamische Spektrum romantischer Musik auszuschöpfen weiß.
Zur guten Tradition der Konzerte des Jugendsinfonieorchesters gehört es auch, talentierten Jugendlichen ein öffentliches Forum zu bieten. Durchweg zu überzeugen wusste Marina Günkinger in Gaëtano Donizettis (1797–1848) zweisätzigem Konzert für Englischhorn und Orchester, dessen technisch hohen Ansprüchen die junge Ravensburgerin vollauf gerecht werden konnte. Besonders bemerkenswert dabei die durch die gestaltend schlanke Tongebung realisierte melodiöse Linienführung im variationsartig angelegten Andante.
Zu einem ebenso faszinierenden wie eindrucksvollen Klangerlebnis im abwechslungsreichen Wechselspiel mit dem sensibel begleitenden Orchester wurde das 1941 komponierte »Warschauer Konzert« für Klavier und Orchester von Richard Addinsell (1904–1977) vor allen Dingen durch die musikalische Ausstrahlung der Solistin Katrin Stürzl, die die dramatisch-akzentuierte Grundstimmung der an Rachmaninoff angelehnten Komposition bestens zu vermitteln versteht.
Die angehende Abiturientin des Musik-Leistungskurses an St. Konrad hat dabei ihren auswendig gespielten Part gänzlich verinnerlicht und kann so das Publikum mit in den musikalischen Bann einer überaus affektvoll-virtuosen Komposition ziehen, die auf beglückende Weise mit tiefgehender Musikalität erfüllt wird. Solche Talente lohnt es sich wahrlich zu fördern – hoffentlich auch in Zukunft.