Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 15. Oktober 2002 über das Festkonzert zum 250. Geburtstag von Justin Heinrich Knecht

Konzert

Lobpreis, Dank und Biberacher Schützenfestlied

Weingarten – Der Förderverein der Musik in der Basilika veranstaltete am Sonntag gemeinsam mit dem Kulturkreis Weingarten ein geistliches Konzert. Zu Ehren des Komponisten Justin Heinrich Knecht (1752–1817) gab es ergreifenden Hymnus in der Basilika und knusprige Schinkenhörnchen im ehemaligen Reichsstift in der PH.

Von unserer Mitarbeiterin Margret Welsch


Viel Applaus gab es beim Konzert des Fördervereins der Musik in der Basilika am Sonntag. Bild: privat

Es war eine Premiere. Der Basilikachor brachte mit dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg (Leitung: Lutz Eistert) und einem hochkarätigen Solistenquartett das wiederentdeckte Werk von Justin Heinrich Knecht zum Klingen. Vor 250 Jahren in Biberach geboren, wirkte der Musikdirektor, Kantor und Kapellmeister die meiste Zeit seines Lebens in seiner Heimatstadt und hinterließ neben Weltmusik beachtliche Kirchenkompositionen. Zwischen Klassik und Romantik angesiedelt, atmen seine Choräle liedhafte Einfachheit und emphatische Feierlichkeit. Kirchenmusiker Stephan Debeur spürte ihnen nach und begeisterte Chor und Orchester mit dem wiederausgegrabenen Werk Knechts.

Pastoral vertont mit lyrischer Aura, der wohl bekannteste Psalm 23 »Gott ist mein Hirt«. In kurzweiligem Wechsel singen Chor und Solostimmen den innigen Text: »Mit dir will ich in finsteren Tälern wallen / Ich fürchte nichts / Herr, du bist mein, und dein ist meine Seele!« Und Celli, Bässe und Fagotte gehen kongenial mit. Mit sparsamer Gestik fordert Debeur Einsätze und Crescendi. Und die Musiker antworten mit großer Natürlichkeit und ausgewogenem Klangkörper.

Opulent instrumentiert mit Pauken und Bläsern dann das Magnificat, der große Lobpreis Marias nach ihrer besonderen Berufung. Ein Oratorium in fünf Sätzen, festlich und leicht angelegt mit zwei ausladenden Soloarien für Frauenstimme. Astrid Marie Lazar brillierte mit einem blühenden Sopran. Marina Sandel verströmte ihren samtig schlanken Alt in unendlichen Legatos. Modulationsfähig verlieh der leuchtende Tenor von Ulf Gloede den Chorälen Dynamik und Spannkraft, und Florin Tschurr bestach mit seiner eindringlichen und warmen Baßstimme. Die jungen Musiker des Orchesters ließen Raum für die Sänger und entfalteten doch selbstbewußt ihre Klangfarben.

Mit einem langen Amen ging das Baden der Seele im Sakralen zu Ende, und die Zuhörer bedankten sich mit herzlichem Applaus. Und dann, das Ensemble ließ sich nicht lange bitten, gab’s als Dreingabe das Biberacher Schützenlied. Ein Choral ebenfalls aus der Feder von Justin Knecht »Rund um mich her ist alles Freude«. Oberbürgermeister Gerber wurde es nach eigenem Bekunden warm ums Herz, ist er doch in Biberach aufgewachsen.

Beim anschließenden Empfang im ehemaligen Reichsstift begrüßte Iris Herzogenrath zusammen mit den Mitgliedern und Gönnern des Fördervereins. Allen voran die Kreisparkasse und die Firma Venta aus Weingarten. Die erste Vorsitzende bedankte sich bei allen vorwiegend ehrenamtlich Engagierten, wie dem Basilikachor, Projektchor, Kinderchor, Choralschola, Projektorchester und bei Stephan Debeur. Und noch einmal hob die Festgemeinde an zum Biberacher Schützenlied in einer Mischung aus Fischerchören und Gefangenenchor: »Rund um mich her ist alles Freude«. Und für den Augenblick war es auch so.

Wer die Musik in der Basilika finanziell oder als Aktiver unterstützen will, wende sich an Iris Herzogenrath, Telefon 5 57 60 70.


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