Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 16. September 2002 zur Verleihung des 2. Ravensburger Musikpreises

Finger klamm, Herzen heiß

Ravensburg (dl) – Mit klammen Fingern, aber heißen Herzen spielte das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg am Freitagabend im Anwesen der Familie Selinka, um sich für den diesjährigen »Ravensburger Musikpreis« zu bedanken.

Ein kalter, herbstlicher Ostwind ließ nicht nur die jugendlichen Musiker, sondern auch das Publikum erzittern, das im herrlichen Garten den blauen Himmel, den Sonnenuntergang und die Klänge des Orchesters genoß, die sich zu einem einmaligen Gesamtkunstwerk vereinten. So entstand eine zauberhafte, fast fürstliche Atmosphäre, angemessen dem fürstlich dotierten Musikpreis, den die Familie Selinka jährlich der Musikschule zukommen läßt.

Ein Glücksfall, den sich wohl jeder Kunstschaffende erträumt, doch gilt auch hier das Wort, daß das Glück meistens den Tüchtigen trifft. In 30 Jahren hat sich Musikdirektor Lutz Eistert ein Ensemble geschaffen, das einen einmaligen Gegenpol zu der oft erschreckend einfältigen Fun- und Comedy- Jugendkultur bildet. Daß das Ensemble über 30 Jahre sein hohes künstlerisches Niveau halten konnte, obwohl die Mitwirkenden ja ständig aus dem Orchester herauswachsen, verdankt es der konsequenten, manchmal sicher auch harten Ausbildung durch die Musiklehrer der Schule.

Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, daß das Jugendsinfonieorchester in der ersten Schulwoche nach der langen Sommerpause schon ein komplettes sinfonisches Programm zu bieten hat. Beethovens Ouvertüre zum Schauspiel »Egmont« und der erste Satz aus seiner achten Symphonie, Otto Nicolais Ouvertüre zur Oper »Die lustigen Weiber von Windsor« und Rossinis Ouvertüre zum »Barbier von Sevilla« sind nicht gerade leichte Werke und von manchen Profis gefürchtet.

Obwohl manches »vom Winde verweht« wurde und die Blasinstrumente sich heftig gegen den Unterschied zwischen Atemluft- und Außentemperatur wehrten, wurde äußerst präzise, engagiert und werkgerecht musiziert. Die Preisverleihung durch die Stifterin Gudrun Selinka geschah erfreulich kurz und fast etwas zu bescheiden, wurde doch selten ein Preis besser investiert als in diesem Falle. Bürgermeister Rainer Kapellen bedankte sich bei der Stifterin und den Geehrten für die geglückte Symbiose von Geld und Geist.


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