Schwäbische Zeitung vom 3. Februar 2001 zum Jubiläumskonzert am 31. Januar
Jugendsinfonieorchester
Ravensburg – Ein volles Haus für eine feste Konstante im Ravensburger Kulturleben: Das Jubiläumskonzert des 20 Jahre jungen Jugendsinfonieorchesters im vollbesetzten Konzerthaus wurde als gesellschaftliches Ereignis zum gelungenen Aufakt eines doppelten Jubiläumsjahres, in dem die Ravensburger Musikschule und ihr engagiertes orchestrales Aushängeschild zusammen 50 Jahre alt werden.
Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp
Solisten fallen nicht einfach vom Musikerhimmel, sie müssen entdeckt und von erfahrener Hand behutsam geleitet und gefördert werden. Und so ist es von jeher ein vorrangiges Anliegen der Ravensburger Musikschule, begabten Jugendlichen ein Forum für ihre ersten größeren Solistenschritte zu bieten. Kein Wunder also, daß auch die Programmfolge des Jubiläumskonzertes zwei junge Talente, die mit ihren Instrumenten bereits als Bundespreisträger erfolgreich waren, in den Orchestervordergrund stellte.
Einen überaus anspruchsvollen Part hatte Johannes Lauer im Concertino für Posaune und Streichorchester des schwedischen Komponisten Lars Erik Larsson (1908–1986) zu übernehmen. Auf Grund seines ausgeprägt weichen Tonansatzes gelingt es dem Achtzehnjährigen, die wechselnden Stimmungen der einzelnen Sätze differenziert herauszuarbeiten und dabei die spätromantischen Anklänge der Gesamtkomposition zu betonen. Vom Orchester dezent begleitet überzeugen so nicht nur die langsamen Passagen, sondern vor allem auch das abschließende Allegro giocoso, in dem der Solist virtuose Linienführung und musikalischen Ausdruck miteinander zu verbinden weiß.
Begeisterten Applaus gab es auch für Katrin Stüble, die sich mit ihren 15 Jahren bereits als eine Solistin erwies, wie sie sich Orchester, Dirigent und Publikum wohl nur wünschen können. In Joseph Haydns (1732–1809) Konzert für Oboe und Orchester C-Dur werden Töne gestalterisch auf hohem Niveau entfaltet; atem- und spieltechnisch auf hohem Niveau entfaltet die Oboistin eine bemerkenswert reine Klangkultur, die sich in den virtuos angelegten Läufen der beiden Ecksätze ebenso ausdrückt wie in der sensibel ausgefeilten Dynamik des von lyrischem Ausdruck geprägten Andante. Mit ausgeprägtem Gefühl für rhythmische Nuancen gelingt es im harmonischen Zusammenspiel mit dem Jugendsinfonieorchester auch, den Tanzcharakter des Allegro-Satzes mit der für Haydn typischen Leichtigkeit zu realisieren.
Südländisches Flair verbreitet das Jugendsinfonieorchester dann abschließend in Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809–1847) Italienischer Symphonie A-Dur op. 90, auch wenn hier die beschwingte Lebens- und Spielfreude durch die spumante-getränkte Intonation der Hörner mitunter regelrecht überzuschäumen droht. Lutz Eisterts er- und aufmunterndes Augenzwinkern motiviert seine jugen Musiker dabei immer wieder zu einem schwungvollen, konzentrierten Zusammenspiel aller Instrumentengruppen, die sich bis hin zum Saltarello-Schlußsatz voll pulsierender Vitalität zu steigern wissen.
Die richtige Mischung aus Motivation und Begeisterung als Geheimrezept für eine erfolgreiche musikalische Förderung. Begeistern dürften sich die jugendlichen Orchestermitglieder dabei wohl auch deshalb, weil ihnen im Jugendsinfonieorchester immer wieder die Möglichkeit geboten wird, anspruchsvolle Werke der Orchesterliteratur zu spielen, wie sie auch von den ganz Großen der Musikszene geboten werden.