Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 25. Januar 2001

Freude am gemeinsamen Musikerlebnis: 20 Jahre Jugendsinfonieorchester

Gelegenheit für den Pauker, mal reinzuhauen

Ravensburg (sz) – Es ist eine feste Institution im kulturellen Leben der Stadt: Seit 20 Jahren probt, musiziert und konzertiert das Jugendsinfonieorchester unter der Leitung von Musikschuldirektor Lutz Eistert. Und weil sich heuer zudem die Gründung der Ravensburger Musikschule zum 30. Male jährt, gibt es anläßlich des Doppeljubiläums gleich eine ganze Reihe musikalischer Veranstaltungen.

Auf dem Gang vor dem Probelokal in der Ravensburger Musikschule türmen sich Instrumentenkästen und Anoraks ganz unterschiedlicher Größe. Ihre Besitzer haben derweil an den verschiedenen Pulten im Proberaum Platz genommen. Warum sie den allwöchentlichen Montagstermin mit offenbar nicht nachlassendem Enthusiasmus wahrnehmen? Die Freude am gemeinsamen Musizieren, die Möglichkeit, bedeutende Kompositionen der Orchesterliteratur kennenzulernen und dabei bei großen Konzerten oder auf den zahlreichen Konzertreisen ins europäische Ausland auch ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln zu können – all das motiviert die Musikerinnen und Musiker des Jugendsinfonieorchesters immer wieder zu musikalischen Höhenflügen.

Zudem bietet sich einem selten eine bessere Gelegenheit, »so reinzuhauen wie im Orchester«, schwärmt der Pauker, der diesbezüglich wohl am liebsten ein ausschließliches Dvořák-Programm zur Aufführung bringen würde. Die Begeisterung für das Orchesterspiel schlägt demnach je nach Instrument in ganz vielseitiger Art durch! Doch gepaukt wird nicht nur bei Dvořák, sondern auch in Lutz Eisterts konzentriert durchgeführter Orchesterprobe, die pünktlich um 19 Uhr beginnt. Und so geht’s nach einige kurzen Ansagen zum Probenverlauf und diversen Terminabsprachen auch gleich los: »Mendelssohn von vorne, bitte!«

Ganz vorne beginnt Eistert auch seinen musikalischen Orchesterrückblick, nämlich im Jahre 1973, als er das aus Schülern und Lehrern der Musikschule bestehende »Große Orchester« ins Leben rief. Auf Grund des erfreulichen Zuspruchs der Musikschule und des damit verbundenen kontinuierlichen Schülerzuwachses konnte sich dann 1981 bei einer Reise nach Montélimar ein Orchester ohne die »alten« Lehrkräfte formieren – die Geburtsstunde des »Jugendsinfonieorchesters«.

Nicht ohne Stolz berichtet Eistert von den zahlreichen Auftritten, durch die das hauseigene Ensemble seitdem von sich hören machte. In Konkurrenz mit 15 Orchestern aus ganz Europa erspielte man sich gleich 1982 in Paris einen ersten Wettbewerbspreis, in den Folgejahren schlossen sich unter anderem ein zweiter Preis beim Bundeswettbewerb des Deutschen Musikrates, zwei erste Preise bei Landeswettbewerben sowie drei erste Preise bei internationalen Wettbewerben in Frankreich und Belgien an.

Auch die seit 1984 in zweijährigem Turnus durchgeführten Opernproduktionen der Ravensburger Musikschule wurden alle vom Jugendsinfonieorchester mitgestaltet. Hierbei werden natürlich in erster Linie qualifizierte Orchestermusiker ausgebildet, die zudem in ganz verschiedenen musikalischen Gruppierungen auch außerhalb des klassischen Bereichs für den guten Ton sorgen. Viele Ehemalige halten ihrem Orchester auch über die eigentliche aktive Spielzeit hinweg die Treue, einige sind aus der orchestralen Musiker-Familie schon fast nicht mehr wegzudenken. So beispielsweise »Mama Fagott« – wie sie liebevoll genannt wird –, für die das Musizieren im Jugendsinfonieorchester »zum Leben gehört« und die es wahrscheinlich auch bedauert haben mag, daß »Papa Horn« unlängst einer anderen Familie den Vorzug gegeben hat.

Wichtiges Anliegen für Lutz Eistert ist es stets gewesen, seine Musikschüler, aus denen nicht selten Berufsmusiker oder Schulmusiker geworden sind, zu fördern und ihnen im Rahmen von Konzerten die Gelegenheit zu geben, sich auch solistisch einem größeren Publikum vorzustellen.

So werden am kommenden Mittwoch, 31. Januar, 20 Uhr auch die beiden Bundespreisträger Katrin Stüble (Oboe) und Johannes Lauer (Posaune) mit von der Partie sein, wenn beim Jubiläumskonzert im Ravensburger Konzerthaus Werke von Lars-Erik Larsson, Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy – selbstverständlich wie geprobt »von vorne« – zur Aufführung gelangen.


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