Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 12. Oktober 2000 zum Konzert am 7. Oktober

Jugendsinfonieorchester

Musikschüler schwungvoll und begeisterungsfähig

Ravensburg – Das Jugendsinfonieorchester der Ravensburger Musikschule unter Lutz Eistert hat im unmittelbaren Anschluß an seine Ungarnreise, bei der Teile des Konzertprogramms sogar vom dortigen Fernsehen aufgezeichnet worden waren, nun auch sein einheimisches Publikum im Ravensburer Konzerthaus begeistert.

Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp

Wenn das Jugendsinfonieorchester im Konzerthaus musiziert, wird der Platz auf der Bühne knapp. Denn ganz offensichtlich gelingt es Lutz Eistert immer wieder, aus den Reihen der Zöglinge der Musikschule eine ganze Anzahl ebenso ausgezeichneter wie motivierter Instrumentalisten zu rekrutieren und diese gemeinsam zu orchestralen Höchstleistungen zu dirigieren. Mitreißende Begeisterungsfähigkeit und das nötige rhythmische Taktgefühl prägen dann die gemeinsamen Auftritte, zumal wenn zudem auch noch die Programmauswahl der ausgeprägten Musizierfreude aller Ausführenden entgegenkommt. Um Einblicke in ihr Können zu geben, stellen sich hin und wieder auch an der Musikschule tätige Lehrer den mehr oder weniger gestrengen Ohren ihrer Schüler. So übernahm dieses Mal Harald Hepner den Solopart in Wolfgang Amadeus Mozarts (1756–1791) Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 447. Feinfühlig werden die Dialoge mit dem Orchester gestaltet, das mit mozartischer Leichtigkeit dynamische Akzentuierungen realisiert und durch rhythmische Impulse den Solisten immer wieder in die fließende Linienführung der Komposition einzubinden weiß.

Der engagierten Spielfreude des Jugendsinfonieorchesters scheint insgesamt die Musik östlicher Komponisten besonders entgegenzukommen, verfügt Eistert derzeit doch über einen hervorragenden Bläserapparat von souveräner Klang- und Strahlkraft. Dank präziser Tempovorstellungen kann die Ouvertüre zu »Ruslan und Ludmilla« des russischen Komponisten Michael Glinka (1804–1857) so zu einem schwungvoll-begeisternden Auftakt des rund eineinhalbstündigen Konzertabends werden.

Mit Antonín Dvořáks 1890 in Prag uraufgeführter Symphonie Nr. 8 in G-Dur gelingt es den jugendlichen Musikern in überzeugender Weise, die nationale Tonsprache des Komponisten deutlich hervorzuheben. Unüberhörbar sind die Anklänge an die Musik von Dvořáks böhmischer Heimat beispielsweise im mit »Allegretto grazioso« überschriebenen dritten Satz oder auch im Adagio, in dem das Wechselspiel einzelner Instrumentengruppen in ganz unterschiedlichen Tempovariationen und Klangkombinationen bestens realisiert wird. Die eher elegisch-lyrischen Momenten betont dabei in allen Sätzen die in ihrem Gesamtklang bemerkenswert homogene Cellogruppe des Orchesters.

Zum furiosen Ausklang wird letztlich der abschließende Allegro-Satz, in dem das Orchester mit präzisen Absprachen und nahezu professioneller Geschlossenheit in den einzelnen Pulten nochmals seinen ganzen jugendlichen Elan ausspielt. Kein Wunder also, daß die Schlußtakte der Dvořákschen Symphonie auch als Zugabe dienen – wohl eine der kürzesten, aber wahrscheinlich nicht schlechtesten in der Konzertgeschichte des Jugendsinfonieorchesters!


Copyright © 2000 Schwäbischer Verlag, Leutkirch. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.