Jugendsinfonieorchester Ravensburg

Schwäbische Zeitung vom 28. März 2000 zum Benefizkonzert am 25. März

Benefizkonzert fürs Humpishaus

Sinfonisches mit jugendlicher Begeisterung dargeboten

Ravensburg – Für die Restaurierung eines geschichtsträchtigen Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert haben Jugendliche zu Beginn des 21. Jahrhunderts musiziert. Zugunsten des Humpishauses spielte im nahezu vollbesetzten Konzerthaus das Jugendsinfonieorchester der Ravensburger Musikschule.

Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp


Das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Ravensburg beim Benefizkonzert zugunsten der Sanierung des Humpishauses. Bild: Uwe Flach

Ein ganz besonderer Dank dürfte dabei von der Museumsgesellschaft kommen, haben die jungen Musiker mit ihrem gelungenen Konzert doch das ehrgeizige Projekt des Ravensburger Vereins klangkräftig unterstützt. Entsprechend dem wohltätigen Zweck mit lokalpatriotischem Hintergrund hatten die Orchestermitglieder unter Musikdirektor Lutz Eistert ein ebenso repräsentatives wie anspruchsvolles Programm erarbeitet.

Sichtbare Dirigier- und Spielfreude ließen gleich am Beginn Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper »Euryanthe« zu einem schwungvoll-festlichen Auftakt werden. Besonders beeindruckend hierbei das präzise Zusammenspiel der einzelnen Stimmgruppen, deren geschulte Phrasierungstechnik nicht nur in den fugierten Teilen im Dienst einer bestmöglichen Transparenz stand.

Die Fähigkeit zur rücksichtsvollen Unterordnung bewies das Jugendsinfonieorchester im Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 414 von Wolfgang Amadeus Mozart. Elisabeth Wodsak stand hiermit nicht zuletzt durch die dezenten Bläsereinwürfe ein feinfühliger Begleiter zur Seite, der der erst 18jährigen Pianistin aus Meersburg den nötigen klanglichen Raum für die Entfaltung ihres sensiblen Spiels bot. Dabei gelang Elisabeth Wodsak ein für ihr junges Alter bemerkenswert ausgereiftes Spiel, das Mozarts Musik sowohl in den dialogisierenden Passagen als auch in den Solokadenzen technisch ausgefeilt und mit musikalischem Ausdruck vorstellt.

Eine gänzlich andersartige Klangwelt präsentierte sich abschließend in Ludwig van Beethovens 7. Symphonie A-Dur, die zweifellos zu den schwierigsten Werken der klassischen Symphonik gehört. Demzufolge war es nicht verwunderlich, daß Eistert seine jungen Musiker gerade hier immer wieder bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten führte. Rasche Tempi, markant gestaltete Themeneinsätze, von der Pauke maßgeblich geprägte rhythmische Akzentuierungen und insgesamt fließende dynamische Abstufungen von der verhaltenen Innigkeit bis hin zum vollen Orchestertutti ließen Beethovens Musik gleichermaßen farbig und lebendig werden.

Besonders das von Celli und Bratschen in klangschöner Geschlossenheit angeführte Marschthema des Allegretto-Satzes zeugte vom harmonisch ausgewogenen Gesamtklang des Ravensburger Jugendsinfonieorchesters, das von Lutz Eistert präzise und mit konsequenter Linienführung geleitet wird und so eine solide Arbeit mit und an einem begeisterungsfähigen jungen Ensemble verrät, auf das die Ravensburger – und nicht nur die der Museumsgesellschaft – mehr als stolz sein dürfen.


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