Schwäbische Zeitung vom 12. Juni 1999 zum Konzert am 9. Juni
Konzert des Jugendsinfonieorchesters
Ravensburg – Nach ihrem Auftritt in der französischen Partnerstadt Montélimar konzertierten die Musiker des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Ravensburg mit leicht erweitertem Programm im Konzerthaus ihrer Heimatstadt.
Von unserem Mitarbeiter Rainer Michael Hepp
In gewohnter Weise folgen die jungen Musiker des Orchesters den interpretatorischen Angaben sowie dem immer wieder aufmunternden Mimenspiel von Musikdirektor Lutz Eistert, und fast scheint es, als wollten sie alle ihrem nach einem Autounfall korsettbedingt unbeweglicheren Dirigenten einen zusätzlichen Impuls zur weiteren Genesung geben. Das Jugendsinfonieorchester der Ravensburger Musikschule präsentierte sich so als bewegliches Ensemble, das mit technischer Sicherheit und musikalischem Ausdruckswillen seine Spielfreude deutlich sicht- und hörbar machen konnte.
Dies vor allem auch in den beiden Ouvertüren der Programmfolge. Mit den beschwingt-exotischen Janitscharenklängen von Mozarts »Entführung aus dem Serail« wurde der knapp zweistündige Konzertabend eröffnet, der dann in der Kombination von vollbesetztem Orchesterklang und gekonnt gespieltem Walzer-Rhythmus in Franz von Suppés Ouvertüre zur Oper »Dichter und Bauer« einen fulminanten Abschluß fand.
Daß in der Ravensburger Musikschule auch immer wieder junge Talente entdeckt und gefördert werden, zeigten die aufgeführten Solokonzerte aus dem Umfeld der Wiener Klassik mehr als deutlich. So gelang es Anno Kleiner im Konzert für Viola und Orchester D-Dur von Hoffmeister trotz der prinzipiellen Langatmigkeit in weiten Teilen der Komposition, gemeinsam mit dem einfühlsam, dynamisch differenziert begleitenden Orchester die Spannung aufrechtzuerhalten. Besondere musikalische Akzente vermochte der junge Bratscher dabei in den mit lyrisch-empfindsamer Ausdrucksstärke gespielten Kadenzen zu setzen.
Gestalterisches Bewußtsein und eine souveräne Beherrschung ihres Instruments bewies Karin Jans in Wolfgang Amadeus Mozarts Flötenkonzert D-Dur, wobei durch eine deutliche Phrasierung und Linienführung der tänzerisch-leichte Charakter insbesondere der beiden Ecksätze hervorgehoben werden konnte. In ihrem kammermusikalisch ausgewogenen Ensembleklang, musikalisch wie intonationsmäßig bestens aufeinander eingestimmt, waren schließlich auch Wilma Baensch (Oboe), Iris Zell (Klarinette), Monika Schneider (Fagott) und Hansjörg Klotz (Horn), die Mozarts Sinfonia concertante zu einem bemerkenswerten Hörerlebnis machten, für das sich das Publikum bei den begeisterungsfähigen Musikern samt ihrem Dirigenten denn auch herzlich applaudierend bedankte. Und dessen Dank wiederum galt mit den allgewöhnlichen Küßchen vor allem den Solistinnen, denn glücklicherweise engt ein Korsett ja zumindest nicht den Kopf ein.